Mangelnden Einsatz für Artenschutz hat die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Angelika Löber, der schwarz-grünen Landesregierung vorgeworfen. Die hessischen Biodiversitätsziele würden weit verfehlt. „Durch einen Lobes-Antrag lassen sich die Defizite nicht beheben. Schwarz-grünes Eigenlob hilft auch den Bienen nicht“, sagte Löber.
Die bisherigen Ansätze für eine umweltverträgliche Landwirtschaftspolitik wie Greening und Blühstreifen zeigten keine nennenswerte Wirkung. Das Insektensterben habe sich insbesondere in den letzten zehn Jahren beschleunigt. Um das ganze Ausmaß des Problems überhaupt erfassen zu können, müsse es ein systematisches Langzeit-Monitoring geben, forderte die SPD-Politikerin in ihrer Rede. Dieses existiere jedoch in Hessen nicht. „Ich gehe davon aus, dass die jetzige Koalition keine validen Ergebnisse zum Insektensterben haben möchte.“
Einen Einfluss auf die Bestandsentwicklung von Insekten hätten neben Pestiziden auch andere Faktoren, wie Habitatverlust, die Fragmentierung der Landschaft, Umweltverschmutzung, invasive Arten oder der Klimawandel. „Propagierte Insektenfreundlichkeit allein wird nicht ausreichen, um der Entwicklung eine andere Richtung zu geben. Dazu gehören weit mehr als Blühstreifen und Förderprogramme mit EU-Geldern.“
Am 27. April 2018 stimmen die EU-Mitgliedstaaten über einen Vorschlag der EU-Kommission zu bienengiftigen Pestiziden, den so genannten Neonikotinoiden ab. Drei Wirkstoffe dieser Pestizidgruppe sollen dann für den Gebrauch im Freiland verboten werden. Ein solches Verbot sei überfällig. „Neonicotinoide sind für Bienen und andere Bestäuber hochgradig giftig. Schon in extrem geringen Nanogramm-Mengen schaden diese dem Orientierungssinn, dem Lernverhalten, der Fortpflanzung und dem Immunsystem von Wild- und Honigbienen. Wir brauchen deshalb ein Verbot für alle Neonicotinoide und wirkungsähnlichen Stoffe und auch neue Zulassungen dürfen nicht erfolgen.“, forderte Angelika Löber. „Hierzu hätte ich eine klare Haltung der schwarz-grünen Koalition erwartet.“
Für einen wirksamen Schutz der Artenvielfalt seien zudem Feldwege und Wegränder von großer Bedeutung. Mit ihnen würden wichtige Strukturen in der häufig ausgeräumten, intensiv genutzten Agrarlandschaft verloren gehen, die Rückzugsraum oder Nahrungsangebot seien. Dies gelte besonders für Insekten wie Schmetterlinge, Wildbienen und Käfer. „Wir fordern von der Landesregierung entschiedener gegen den unrechtmäßigen Umbruch von Feldwegen und Wegrändern vorzugehen.“
Angelika Löber verwies in ihrer Rede zudem darauf, dass die verfehlte Politik von Schwarz-Grün zur Schließung von sehr alten Bienenbelegstellen mit für die Zucht sehr wertvollen Bienen führe. „Dieser Antrag macht einmal mehr deutlich, dass seitens der Landesregierung kein Interesse besteht und auch mit keiner Unterstützung zu rechnen ist, um die einzigartige Arbeit wie sie beispielsweise auch im lebendigen Bienenmuseum geleistet wird, nachhaltig zu erhalten.“